Bauart
Drahtreifen
Ein Drahtreifen ist ein Reifen, bei dem an den zur Felge gewandten Seiten der beiden Reifenflanken jeweils ein "Draht" eingearbeitet ist. Die so gebildete Wulst hält den Reifen in der für einen Drahtreifen geeigneten Felge (auch als Drahtreifenfelge bezeichnet). Diese ist außen jeweils leicht profiliert, um die Wulst aufzunehmen und den Reifen auf diese Weise sicher zu halten. Seit es breite Hochdruckreifen mit elastischen Seitenflanken gibt, haben die schmalen (Rennrad-)Reifen hinsichtlich des Leichtlaufes nur noch wenig Vorteile.
Ballonreifen
Ballonreifen ist lediglich eine Bezeichnung für breitere Drahtreifen (ab etwa 1,75 Zoll).
Einem eher aufrecht sitzenden Fahrer vermittelt ein breiter (und damit auch höherer) Reifen ein sicheres Fahrgefühl. Bei sportlicher Sitzweise vermittelt ein dickerer Reifen ein schwammiges Fahrgefühl.
Ballonreifen gibt es für fast alle wichtigen Alltags- und Freizeitfahrräder, so als Stadtrad, Trekkingrad, Kinderrad oder Faltrad. Mit 50 oder sogar 60 Millimeter sind diese ungewöhnlich breit und übernehmen mit ihrem mehr als doppelt so großen Luftvolumen die Aufgabe der Federung. Ballonreifen federn besonders gut kurze Erschütterungen und lästige Vibrationen wie zum Beispiel durch Kopfsteinpflaster ab. Ein Test der Deutschen Sporthochschule Köln ergab, dass sich die Belastungen am Lenker um 36 Prozent und an der Wirbelsäule um 25 Prozent gegenüber einem ungefederten Standardrad verringern. Zusätzlich punkten Räder mit Ballonbereifung bei der Sicherheit. Denn wegen ihrer stabilen Bodenhaftung und Spurtreue sind sie äußerst zuverlässig und entspannt zu fahren.
Straßenbahnschienen oder regennasse Rillen zwischen Plastersteinen können breiten Reifen ebenfalls kaum was anhaben.
Durch die breite Auflagefläche von Ballonreifen verringert sich zudem der Rollwiderstand, da sich die selbe Fläche auf eine größere Breite und daher auch auf eine kleinere Länge verteilt. Die Rollreibung jedes Reifens entsteht durch Walkarbeit, die umso größer ist, je mehr sie in Längsrichtung wirkt. Dem beugt ein Breitreifen vor. Der Nachteil des Breitreifens ist sein erhöhter Luftwiderstand ("Segelfläche"). Diese Segelfläche bremst bei höheren Geschwindigkeiten überproportional, weshalb Breitreifen nicht für Rennen verwendet werden.
Faltreifen
Bei einem Faltreifen wird anstatt des Drahtes ein Bündel aus Kevlarfäden verarbeitet. Des Weiteren wird zur Flexibilisierung in die Karkasse mehr Gewebe als bei einem Drahtreifen eingearbeitet. Durch diese Maßnahmen lässt sich der Reifen zusammenfalten und wird um etwa 50 bis 100 g leichter.
Schlauchreifen für Drahtreifenfelge
Die tschechische Firma Tufo produziert einen Schlauchreifen, der auf eine Drahtreifenfelge montiert werden kann. Die Verbindung wird durch zwei am Reifen vorhandene Gummilippen ermöglicht, die jeweils in die Flanken der Felge greifen. Dieses System hat sowohl gegenüber einem reinen Schlauchreifensystem, als auch gegenüber einem reinen Drahtreifensystem Vor- wie auch Nachteile. Vorteil gegenüber einem reinen Schlauchreifensystem ist die schnellere Montierbarkeit (innerhalb einer Minute möglich), der Nachteil das etwas höhere Gewicht des Systems, das durch die Verwendung einer Drahtreifenfelge verursacht wird. Gegenüber einem Drahtreifensystem hat das Tufo-System sämtliche Vor- und Nachteile, die ein Schlauchreifensystem gegenüber einem Drahtreifensystem auch hat, allerdings ist auch hier wieder das etwas höhere Gewicht als spezifischer Nachteil zu nennen.
Schlauchreifen
Der Schlauchreifen ist fast ausschließlich den 27"-Rennrädern (632 mm) vorbehalten und wird in den Größen 19 bis 25 mm angeboten. Die Reifen werden nicht in eine Tiefbettfelge gezogen, sondern mit Reifenkitt oder mit speziellem Felgenklebeband aufgeklebt. Die sehr dünnen Latex-Schläuche sind in den Reifen eingenäht, was Reparaturen schwierig macht. Bei sehr langen Bergabfahrten kann sich die Felge so stark erwärmen, dass der Kitt weich wird und der Reifen von der Felge rutscht. Selbst Profiradsportler fahren teilweise schon Drahtreifen, meist aber nur im Training. Vorteile von Schlauchreifen sind die etwas geringeren bewegten Massen (Felge und Reifen), ein nicht technisch definierbarer besserer Komfort sowie größere Reifeninnendrücke als beim Drahtreifen, was den Rollreibungswiderstand verringert. Dies ist der Hauptgrund dafür, dass im Hochleistungs-Radsport nach wie vor Schlauchreifen verwendet werden.
Im Radcross werden fast ausschließlich Schlauchreifen verwendet. Diese leicht bis mittelstark profilierten Reifen haben typischerweise eine Breite von 28 bis maximal 35 mm. Da im Radcross mit sehr niedrigem Reifendruck gefahren wird – je nach Streckenbeschaffenheit und Witterung zwischen 1,8 und 3 bar – geraten hier die Drahtreifen deutlich ins Hintertreffen: Sie weisen durch das Felgenhorn bei gleicher Breite eine geringere Bauhöhe auf, so dass es häufiger zu Durchschlägen kommt. Das im Vergleich zu Schlauchreifenfelgen relativ scharfkantige Felgenhorn wird dabei zum einen leicht beschädigt, außerdem führt es schneller zu einer Beschädigung des Reifens und damit zu einem Platten. Um das zu vermeiden, müsste der Fahrer mit höherem Luftdruck fahren, was wiederum Traktion und Komfort kostet.
Schlauchlose Reifen - UST Tubeless
Der Hersteller Mavic führte für hochwertige Mountainbikes das UST Tubeless System ein. Das Gesamtsystem besteht aus:
- einem luftdichten Tubeless Mantel, 26 Zoll, in verschiedenen Reifenbreiten von 1.9 Zoll bis 2.5 Zoll. Der UST Tubeless Mantel ist i. d. R. etwas schwerer als ein vergleichbarer "normaler" Mantel.
- ein Schlauch wird nicht mehr verwendet
- eine luftdichte, UST fähige Felge
- in der Ventilbohrung der Felge ist (luftdicht) ein Ventil eingeschraubt
Das System ist hauptsächlich für aktive Radsportler im Bereich MTB XC (Crosscountry), MA (Marathon) bzw. DH (Downhill) ausgelegt. Folgende Vorteile werden dadurch erreicht:
- höhere Sicherheit hinsichtlich herkömmlicher Pannen, z. B. durch Pflanzendorne etc.
- höhere Sicherheit hinsichtlich sog. Durchschläge (auch "Snake Bites" genannt).
- weil das Durchschlagrisiko minimiert ist, kann mit niedrigerem Druck gefahren werden, was zu deutlich besserem Grip führt (der Reifen kann sich besser an den Untergrund anschmiegen)
Nachteile:
- Die Montage ist aufwändiger, ein Kompressor ist ratsam
- Reifenwechsel wird erschwert, da der Reifen sehr eng auf dem Felgenring sitzt
- weniger Auswahl an Bereifung und meist höhere Preise
Strategien zu Pannen:
- der Reifen wird mit einer kleinen Menge einer speziellen Dichtflüssigkeit befüllt, welche im Fall eines Luftaustritts an der entsprechenden Stelle gummiartig erhärtet und somit abdichtet
- Tubeless Repair Kit. Analog zum Flicken eines Schlauches werden Flick-sets angeboten, mit denen der Reifen von innen mit einem aufgeklebten Flicken abgedichtet wird
Schlauchlose Kits
Eine Alternative zum Schlauchlosreifen bildet der Tubeless Kit. Diese Systeme bilden eine luftdichte Schicht im Reifeninneren mit Flüssiggummi. Die Felge wird mit einem Band abgedichtet. Schlauchlose Kits sind etwas günstiger als schlauchlose Reifen und sorgen für Pannensicherheit, Gewichtsreduzierung und verringerten Rollwiderstand. Jedoch ist der Montageaufwand viel höher als bei Schlauchreifen oder schlauchlosen Reifen.
Reflexstreifen
Der Gesetzgeber schreibt Lichtreflektoren an den Laufrädern vor. Hier sind sowohl die bekannten Speichenreflektoren (je Laufrad 2 Stück um 180° versetzt) zulässig, als auch durchgehende Reflexstreifen, die fest auf beide Reifenflanken vulkanisiert sind. Bei diesen Reflexstreifen wird das auftreffende Licht von winzigen, reflektierenden Glaskügelchen zur Lichtquelle zurückgeworfen. Durch die hohe Leuchtkraft und die runde Form sind die Reflexstreifen in jeder Situation zu erkennen. Bereits aus einer Entfernung von 150 m, weit früher als bei den herkömmlichen Speichenreflektoren, sind die Leuchtstreifen klar zu erkennen. Speichenreflektoren sind bei Reifen mit Reflektorstreifen laut StVZO nicht mehr erforderlich. Durch heute oft eingesetzte Aluminiumfelgen und deren Abrieb in Verbindung mit Felgenbremsen verschmutzen Reflektorstreifen jedoch deutlich schneller als Speichenreflektoren und verlieren ihre zunächst überlegene Reflexionsintensität.
Textquelle: In Teilen Wikipedia.org